Die Lampe
2015, Hotel Bären, Rothenburg.
Um den Farben des Originales aus dem Codex Manesse (XIV. Jhrh.) so treu wie möglich zu bleiben, habe ich die Farben im Voraus am Tageslicht vorbereitet. Mineralfarben sind schwierig zu mischen, da sie beim Trocknen stark aufhellen. Der definitive Farbton zeigt sich erst nach mehreren Stunden.
Auf der Baustelle war der Elektriker mit der Montage eines modernen Leuchtmittels an der Decke beschäftigt. Dieses war genau auf die Wand, die ich bemalen musste, ausgerichtet. Auf mein Fragen hin erklärte er mir, es sei eine Lampe „speziell für Kunst“.
Für welche „Kunst“ diese Lampe konzipiert wurde, weiss ich nicht. Für Malereien mit Mineralfarben auf jeden Fall nicht. Katastrophe! Ich hätte genau so gut mit Leuchtfarben malen können.
Bei zu grellen Farbtönen mischt man normalerweise ihre Komplementärfarbe hinzu. Nicht bei „Lampen für Kunst“! Ich habe das Farbmischen aufwändig neu erfinden müssen und dabei eine grosse Abneigung für LED-Beleuchtungen entwickelt.
Danach wurde ich beauftragt den Keller Schritt für Schritt weiter zu verzieren. Herr Cerutti, pensionierter Architekt und ehemaliger Besitzer, kümmerte sich um das Konzept. Eine schöne Verbundenheit hat sich entwickelt. Herr Cerutti weiss immer ganz genau, was er will. Seine Angaben sind klar und präzise, so blieb uns danach immer Zeit zum Plaudern, bei einem Kaffee oder einem Glas Wein.