Das Radio und kleinen Steine
Emmenbrücke. Als man das Schulhaus Gersag renovierte, wurden die Türen den neusten Normen entsprechend verbreitert. Der vorhandene Verputz aus tausenden verschiedenfarbigen Steinchen musste erhalten bleiben, durfte nicht übermalt werden. Für die erweiterten Türleibungen gab es also keine andere Lösung, als die gesamte Steinchen-Struktur auf dem neuen Zement nachzumalen. Stein für Stein. Wochenlang.
City Bay in Luzern. Die Fassaden der modernen Gebäude bestehen aus einem streng bestimmten Muster, fabrikgegossener Waschbetonelemente in 3 verschiedene Farbnuancen. Bei der Montage sind leider drei Elemente vertauscht worden. Auch hier blieb nichts anders übrig, als die ganzen Elemente, im richtigen Farbton zu grundieren und alle Steinchen nachzumalen: Braune, ocker- und cremefarbene, schwarze und weisse, oxydrote.
Stans. Die Kundin wünschte einen feinen Terrazzo. Stattdessen wurde in ihren beiden Badezimmern ein Naturofloor gegossen. Es blieb erneut nur die Möglichkeit, den unifarbenen Naturofloor mit einer Terrazzoimitation zu übermalen. Geduldig hunderte von Steinchen malen … ovale, eckige, asymmetrische. Eingeklemmt unter dem Waschtisch, auf dem Bauch, unter der Toilette, in der Duschwanne kriechend.
Wenn man Tage, ja Wochen auf einer Baustelle, einzig mit einem „3 Haar- Pinsel“ verbringt, hört man von den anderen Handwerker allerlei „schlaue“ Kommentare. Mir bleibt meine Geheimwaffe, die mich trotz der tagelangen, repetitiven Arbeiten bei Laune hält. Ich höre „la Radio Suisse Romande“. Im Verlaufe unzähliger Sendungen, Berichte, Reportagen erweitere ich meinen Horizont, bin ich auf dem Laufenden was die Literatur betrifft, weiss wie man ein Lammfilet im Blätterteig zubereitet und wird unschlagbar im Wissen der neusten Entwicklungen im Fachbereich der Wasseraufbereitung.